Männerriege-Reise 2017
Allgäu

vom 2. bis 3. September 2017
Dölf Frei


Wenn Engel reisen….

Nein, dieses Mal stimmte dieses Sprichwort nicht. Aber den hartgesottenen elf Männerturnern konnte die missliche Wettervorhersage nichts anhaben.

Vorausschauend hatte unser Reiseleiter Ernst Wägeli das Reiseprogramm leicht abgeändert und die Startzeit eine Stunde zurückgesetzt. Auch die alternative Bike - Adventure - Tour wurde von seinem Angebot gestrichen.

Mit dem Start zur grenzüberschreitenden Expedition setzte auch pünktlich der Regen ein. Im Rheintal war der Pegelstand des Rheinkanals schon am Morgen bedrohlich hoch. Eine Tatsache die sich während des Tages noch verschlimmerte und an diesem Wochenende zu vielen Feuerwehreinsätzen führen sollte.

Über Schwarzach erreichten wir Alberschwende im Bregenzer Wald. Bei Männern unseres Alters muss eben ungefähr alle Stunde ein nötiger "Bislihalt" eingeplant werden. Die Zeit wurde aber auch zum Kaffeetrinken genutzt; Damit der nächste "Bislihalt" dann auch wieder eingeplant werden konnte. Inzwischen schüttete es draussen wie aus Kübeln.

Weiter ging die Fahrt zu unserem Zielort Oberstaufen. Als erstes stand dort eine Dorfbesichtigung auf dem Programm. Trotz des Dauerregens waren erstaunlich viele Touristen im schmucken Allgäuer Ausflugsort unterwegs. Etwas widerwillig, immerhin ausgerüstet mit Regenschirmen, begaben wir uns ebenfalls auf eine Promenadentour. Bei einem Künstlerkaffee konnten wir dann nicht widerstehen (Bislihalt), und bald stärkten wir uns mit Tee und Kaiserschmarren. Eine ortsansässige ältere Dame erklärte uns dann die Wirkung der in Oberstaufen bekannten Schrothkuren. Glückskur, Schlankkur, Anti-Aging, alles Sachen, die für uns Männerturner keine Probleme darstellen, werden diesem Naturheilverfahren zugeschrieben. Ein paar spitzige Kommentare zu den vier Säulen Ernährung, Trinkverordnung, Schrothpackung und Ruhe und Bewegung durften unsererseits natürlich nicht fehlen. Bei der zweiten Säule hätten wir ja noch mitgemacht.

Schon bei der Anreise erklärte uns Ernst die Geografie und die Namen der umliegenden Hügel. Seine Ausführungen zum dort bekannten Ponyhof waren so ausführlich, dass diese Residenz während der ganzen Turnfahrt immer wieder für Gesprächsstoff und für die wildesten Fantasien herhalten musste.

Nun, zu einer Schrothkur liessen wir uns nicht überreden und starteten kurz vor Mittag trotz des weiter anhaltenden Regens unsere Wanderung zur Falkenhütte. Bekanntlich gibt es ja kein schlechtes Wetter, höchstens falsche Kleider. Über saftiggrüne Alpen führte uns der Weg Richtung Falkenhütte stetig steil bergauf. Widerwillig liessen wir uns dann doch zur Einkehr im Berggasthaus Oberalpe überreden. Schliesslich waren die Klamotten langsam ziemlich schwer und eine Unterzuckerung ist auch nicht gesund. Nach einer Stärkung nahmen wir den Rest der Bergwanderung, nun unter dem Tempodiktat von Ernst, unter die Füsse. Im Eilmarsch ging's auf dem glitschigen Höhenweg bergauf. Unsere Unterkunft, die Falkenhütte, erreichten wir dann innen und aussen klatschnass. Wie schön wär's doch im Ponyhof….

Inzwischen war es Spätnachmittag, die Zimmer wurden bezogen, die Kleider gewechselt, das erste Bier bestellt und die erste Hosenabe - Runde gestartet. Die Falkenhütte ist ein gemütliches Berggasthaus, in dem man sich sofort wohlfühlt und nur weiter empfohlen werden kann. Eingebettet in die Allgäuer Berglandschaft, zwischen Stebis, Hochgrat und Hochhäderich liegt sie auf 1500m ü. M. inmitten eines herrlichen Wandergebietes. Das Nachtessen, es waren etwa 70 Gäste anwesend, schmeckte hervorragend und mundete allen. Auch die Träumereien vom Ponyhof verstummten allmählich. Den Rest des Abends verbrachten wir mit Jass-Spielen, Witze erzählen und gemütlichen Unterhaltungen.

Wie es sich für uns geziemt, waren um Mitternacht alle in den Federn, schliesslich hatten wir noch einen weiteren Wandertag vor uns. Draussen hatte sich nicht viel verändert, zur Nässe kam jetzt auch noch die Kälte dazu.

Am Sonntagmorgen waren alle pünktlich beim Morgenessen und studierten das Wetter. Studiert musste nicht werden, es regnete immer noch im Strömen. Nun, Männerriegler kennen kein Pardon, um halb zehn hiess es Abmarsch. Wie schön wär's wohl im Ponyhof…

Freiwillig und alleine wäre kaum einer aus dem Hause gegangen, aber Gruppendruck und Männerriege, da macht man fast alles. Auf dem rutschigen Bergweg führte uns Ernst anfangs talwärts. Kaum zu glauben, allmählich beruhigte sich das Wetter und der Regen setzte aus. Dafür ging's dann wieder aufwärts und bald zeigten sich die ersten Schweisstropfen. Dabei hatte doch der Reiseleiter eine gemütliche Wanderung vorausgesagt. Wieder kamen die Träumereien vom Ponyhof… Die Wanderung über die Alpweiden und das Hochmoor war sehr schön und abwechslungsreich. Allmählich zeigte sich auch die Sonne und eine behagliche Wärme kam auf. Nur die geplante Einkehr in der Alpwirtschaft klappte nicht. Es war einfach niemand anwesend. Und wieder ging's bergauf. Dies wurde von einzelnen Aadorfern Teilnehmern lautstark kommentiert. Inzwischen war es auch Mittag und der Magen knurrte allmählich. Nach knapp drei Stunden Wanderung erreichten wir dann aber den schmucken Berggasthof Hochbühl. Bei klarem Herbstwetter konnte die Falkenhütte und unsere Rundwanderung jetzt aus der Ferne bestaunt werden. Das Essen im Gasthaus war lecker und genug gab's allemal. Die Stimmung war gut, das Aufwärtslaufen passé, nur der Ponyhof schwirrte immer noch in den Köpfen.

Auch unser Buschauffeur hatte den Gasthof gefunden und so konnten wir nach dem Essen bei strahlendem Sonnenschein die Heimreise antreten. Franz opferte sich als Chauffeur und fuhr uns durchs Allgäu über Lindau und Bregenz Richtung Thurgau. Im Bus kehrte Ruhe ein, manch einer hat wohl vom Ponyhof geträumt.


Müde und zufrieden bedankten wir uns bei Ernst für das Zusammenstellen und Organisieren der abwechslungsreichen Turnfahrt. Es war wiederum eine gelungene und lustige Reise mit Gleichgesinnten. Die Lach- und Wadenmuskeln wurden strapaziert, die Regenschirme gewaschen und manch einer wird wohl früher oder später wieder in der Gegend um den Ponyhof anzutreffen sein.